Manchmal beginnt etwas Großes mit einer ganz einfachen Bitte. Meine damalige Frau fragte mich eines Tages, ob ich nicht Elternsprecher für unsere Tochter werden könnte. Ich hatte bis dahin wenig Berührungspunkte mit der Schulpolitik, aber ich stimmte zu. Es schien eine überschaubare Aufgabe zu sein – ein wenig Organisation, ein paar Gespräche mit Lehrern, vielleicht hier und da eine Entscheidung mittragen. Doch ich hätte niemals gedacht, wohin mich diese Rolle führen würde.
Was als Engagement in einer einzelnen Schule begann, wurde mit der Zeit immer größer. Erst war ich Elternsprecher der Klasse, dann der Schule, später auf Bezirksebene tätig. Ich wurde in Ausschüsse eingeladen, lernte andere engagierte Eltern kennen, sprach mit Schulleitungen, setzte mich mit Problemen im Bildungssystem auseinander. Und irgendwann stand ich da – gewählt als Landeselternsprecher von Berlin.
Plötzlich hatte ich direkten Zugang zur Politik. Ich saß in Gremien, diskutierte mit Abgeordneten, traf mich mit dem Bildungssenat, sprach mit Journalistinnen und Journalisten. Bildungspolitik war kein abstraktes Thema mehr – sie war mein Alltag. Ich hatte Einblick in die Mechanismen, in die Entscheidungsprozesse, in die oft schwerfällige Bürokratie, die so viele dringend notwendige Reformen verzögerte. Und ich wusste: Wenn ich hier etwas bewegen wollte, musste ich hartnäckig sein.
Kämpfen für bessere Bildung
Meine Positionen waren immer klar: Ich glaubte an Fördern und Fordern – für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Lehrerinnen und Lehrer. Bildung musste gerecht sein, aber sie durfte nicht beliebig werden. Es reichte nicht, nur über Probleme zu reden, es mussten auch Lösungen her. Ich wollte kein Teil eines Systems sein, das nur verwaltet, ohne wirklich zu verändern.
Ein besonders kritischer Punkt war für mich die Frage, wie Schulen strukturiert sein sollten. Ich hielt nichts davon, Gymnasien einfach zu schließen, wie es einige politische Strömungen forderten. Stattdessen war ich überzeugt, dass Bildung differenziert gedacht werden musste. Jedes Kind sollte die Chance haben, nach seinen Fähigkeiten gefördert zu werden – aber auch gefordert. Einheitliche Lösungen für alle waren nicht immer der richtige Weg. Bildung ist vielschichtig, und genau so müssen auch die Möglichkeiten sein, die wir den Schülerinnen und Schülern bieten.
Anerkennung und Widerstand
Meine Art, Politik für Schülerinnen und Schüler zu machen, brachte mir sowohl Anerkennung als auch Ablehnung. Es gab viele, die mich unterstützten, weil sie sahen, dass ich mit Leidenschaft und Fachwissen für eine bessere Bildung kämpfte. Ich war kein Politiker, sondern ein Vater, der sich für die Zukunft der Kinder einsetzte – und genau das machte mich für viele glaubwürdig.
Aber es gab auch Gegner. Menschen, die meine Positionen nicht teilten, die mich als unbequem empfanden, weil ich Dinge ansprach, die nicht jedem gefielen. Ich kritisierte, wenn Entscheidungen getroffen wurden, die nicht im Sinne der Schülerinnen und Schüler waren. Ich stellte Fragen, wenn politische Konzepte nicht durchdacht oder praxisfern waren. Das brachte mir nicht nur Freunde.
Trotzdem wurde ich immer wieder gewählt. Die Mehrheit vertraute mir, sie sahen, dass ich mich nicht für persönliche Vorteile, sondern für die Sache engagierte. Und solange ich diesen Rückhalt hatte, war ich bereit, mich weiter einzusetzen – selbst wenn der politische Gegenwind manchmal stark war.
Präsenz in den Medien
Mit der Zeit wurde ich zu einer der prägenden Stimmen in der Berliner Bildungslandschaft. Die Medien interessierten sich für meine Arbeit, meine Positionen wurden gehört und regelmäßig zitiert. Ob Fernsehen, Radio oder Printmedien – meine Stimme war präsent. Ich wurde in den wichtigsten Nachrichtensendungen interviewt, diskutierte in großen Formaten über Bildungspolitik und Schulreformen. Unsere Themen wurden nicht nur in Berlin, sondern bundesweit wahrgenommen. Ob regionale Berliner Sender oder die großen Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen – wir waren präsent und wurden gehört.
Tagesschau, Tagesthemen, heute, ZDF spezial, RTL aktuell, SAT.1 Nachrichten, ProSieben Newstime – wir waren in allen relevanten Nachrichtensendungen vertreten. Bildungspolitik betraf alle, und unsere Argumente fanden Gehör. Auch große Zeitungen und Magazine wie der Tagesspiegel, die Berliner Morgenpost, der Spiegel und die FAZ berichteten über unsere Arbeit.
Besonders in Krisensituationen suchten Journalistinnen und Journalisten meinen Rat. Wenn neue Reformen anstanden, wenn Schulschließungen diskutiert wurden, wenn Bildungsausgaben gekürzt werden sollten, war ich eine der Stimmen, die sich laut und deutlich äußerten. In diesen Momenten war es entscheidend, präsent zu sein, Missstände klar zu benennen und Lösungen aufzuzeigen.
Einmal sollte ich sogar im heute journal auftreten – eine der wichtigsten Nachrichtensendungen des Landes. Doch mein Beitrag wurde gleich zweimal kurz vor der Sendung gestrichen. Warum? Vielleicht passte meine Meinung an diesen Tagen nicht ins Konzept. Vielleicht wollte man eine andere Perspektive zeigen. Es zeigte mir, dass nicht jede unbequeme Stimme willkommen ist – selbst wenn sie für viele Menschen von Bedeutung war.
Einfluss und Verantwortung
Bis zu meinem Wechsel in eine neue Landeselternvertretung hatte ich über Jahre hinweg viel erreicht. Ich war Teil von wichtigen Diskussionen, konnte Weichen stellen, konnte mitgestalten. Natürlich gab es Grenzen – die endgültigen Entscheidungen trafen immer noch die Politik und die Verwaltung. Aber ich wusste: Ohne den Druck der Eltern, ohne unser Engagement, wären viele politische Entscheidungen anders gefallen – und nicht immer zum Vorteil der Schülerinnen und Schüler.
Ich erinnere mich an viele hitzige Diskussionen, an lange Nächte voller Mails und Telefonate, an Sitzungen, in denen wir für bessere Bedingungen gekämpft haben. Ich erinnere mich an Erfolge, an Momente, in denen wir tatsächlich etwas bewegen konnten. Aber ich erinnere mich auch an Frust, an das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen, an Entscheidungen, die trotz aller Argumente in die falsche Richtung liefen.
Doch trotz aller Rückschläge war es die richtige Entscheidung, mich zu engagieren. Denn Bildungspolitik betrifft nicht nur Einzelne – sie bestimmt die Zukunft einer ganzen Gesellschaft.
Selbstständigkeit und Verantwortung – Die klare Abmachung mit meinen Töchtern
Es gab eine klare Abmachung zwischen meinen Töchtern und mir – ein unausgesprochenes, aber festes Versprechen. Meine Töchter wollten in der Schule selbstständig agieren, ohne meine direkte Unterstützung. Sie waren stolz darauf, ihre eigenen Angelegenheiten allein zu regeln, ihre Probleme selbst zu lösen, ihre Position gegenüber Lehrern selbst zu vertreten. Ich respektierte das.
Obwohl ich als Landeselternsprecher von Berlin viel Einfluss hatte, mich in der Bildungspolitik bestens auskannte und enge Verbindungen zum Senat, zu Lehrergewerkschaften und zur Verwaltung hatte, war es für meine Töchter immer wichtig, dass sie ihren eigenen Weg gingen. Sie wollten nicht, dass ich als Vater, der tief in das Bildungssystem eingebunden war, in ihre schulischen Angelegenheiten eingriff.
Doch es gab eine klare Ausnahme: Wenn sie mich konkret um Hilfe baten – sei es bei schulischen oder politischen Fragen –, dann war ich da. Dann setzten sie sich mit mir zusammen, erklärten mir die Situation, baten um Rat oder um Unterstützung. Aber nie leichtfertig, nie aus Bequemlichkeit. Wenn sie mich um Hilfe baten, wusste ich, dass es ihnen wirklich wichtig war.
Ich bewunderte ihren Willen, ihre Unabhängigkeit, ihre Entschlossenheit. Sie wollten nicht durch meinen Namen oder meine Kontakte Vorteile haben. Sie wollten ihre eigene Stimme finden. Und ich ließ sie.
Ein Blick zurück – und nach vorn
Heute, wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, sehe ich, wie viel ich bewegt habe. Ich sehe die Spuren, die ich hinterlassen konnte, die Debatten, die ich mitgestaltet habe. Es war nicht immer leicht, und oft war es ein Kampf gegen starre Strukturen und politische Interessen. Aber es war es wert.
Und auch wenn meine Zeit als Landeselternsprecher vorbei ist – mein Einsatz für gute Bildung bleibt. Denn gute Schulen bedeuten gute Zukunftschancen. Und dafür habe ich gekämpft. Und dafür werde ich mich weiterhin interessieren.